8/10/2015

IN DEN SOMMER BEISSEN

Leider gehöre ich, wie Statistiken jedes Jahr neu verkünden, zum stetig wachsenden Bevölkerungsteil der Allergiker. Es gibt kaum eine rohe Frucht, in die ich einfach unbeschwert reinbeißen kann, ohne dass es bald darauf im Gaumen juckt, die Lippen brennen und ich es wieder einmal bitter bereue. Als wärs die Sündenfrucht. Richtig, auch der Apfel gehört in mein Repertoire der verbotenen Früchte, aber vor allem und ausgerechnet Steinobst ist Gift!
Dabei verbinde ich schönste Kindheitserinnerungen mit diesen Früchten — in einen Pfirsich beißen war wie in den Sommer beißen. Kirschen naschen bis zum umfallen, dunkelviolett verschmierte Münder... nun, diese Zeiten sind vorbei, ich bin kein Kind mehr, dafür allergisch, doch dies soll kein Grund zur Verzweiflung oder gar Verzicht sein. Schließlich entwickelt man seine Strategien...


Eine davon heißt Obstkuchen, sozusagen frei nach Marie Antoinette "Wer kein Obst verträgt, der soll eben Kuchen essen!" Das berühmte Zitat, das hartnäckig an der einst schillernden und verhassten Königin klebt wie warmer Mürbeteig, obwohl es ihr nachweislich fälschlich zugeschrieben wurde, nehme ich mir in dieser abgeänderten Form natürlich gerne zu Herzen.

Und den Mürbeteig gleich dazu. Aber bitte nicht warm – das Mürbeteig-Thema schlechthin, denn vor allem über die Butter-Temperatur gehen die Meinungen auseinander. Die einen schwören auf ganz kalte Butterstücke, bei anderen kann die Butter zimmerwarm sein, ich sah sogar schon Rezepte, da hieß es „Butter, sehr weich“. Wie auch immer, in Kombination mit Früchten der ideale Partner. Und gar nicht so schwer herzustellen. Nur schnell muss es gehen. Vielleicht nennt man den Teig auch aus diesem Grund 1, 2, 3-Teig, vor allem aber, weil beim Mürbeteig die grundsätzliche Formel gilt: Ein Teil Zucker, zwei Teile Fett (Butter), drei Teile Mehl.


Varianten gibt es unzählige und jeder macht den Teig etwas anders. Das Rezept, das ich verwende, entspricht auch nicht pedantisch dieser Formel, ergibt aber wie ich finde einen sehr feinen Teig, gemacht für Früchte...wie man sehen kann, konnte ich mich schwer festlegen für welche. Schließlich wählte ich meine Favoriten, im Grunde die Klassiker: Aprikosen und Zwetschgen (endlich sind sie da!), einmal mit Guss, einmal ohne und da ich noch Teig übrig hatte: Himbeeren! Diese kann ich zwar problemlos auch roh essen, aber wer will das schon in Konkurrenz zu einer tarte aux framboises...


Doch egal für welche Früchte man sich entscheidet, für einen Obstkuchen backt man den Teig erst blind, d.h. man backt den Teig vor, indem man den Teig in der Form mit einer Gabel einsticht, anschließend mit einem zugeschnittenen Backpapier auslegt, dieses mit Hülsenfrüchten beschwert und für 10 Minuten in den vorgeheizten Ofen schiebt. Die Hülsenfrüchte lassen sich anschließend gut mit dem Backpapier herausheben und gleich für den nächsten Kuchen verwenden, damit man jederzeit wieder in den Sommer beissen kann! Die Rezepte dazu gleich im Anschluss an die Bilder.



Obstkuchen

Teig*:
250g Mehl
150g Butterstücke (Kalt bis Raumtemperatur)
30g feinster Zucker
60g Puderzucker
80g gemahlene Mandeln
1 Ei, verquirlt
1 Prise Salz

Zubereitung
Alle Zutaten zügig zu einem homogenen Teig verarbeiten, von Hand oder mit dem Knethaken des Mixers. Zu einer Kugel formen, möglichst luftdicht in eine Haushaltsfolie verpacken und für mindestens 30 Minuten in den Kühlschrank geben.
Vor dem Gebrauch eine Viertelstunde vorher aus dem Kühlschrank nehmen.
Der Teig lässt sich problemlos 3-4 Tage im Kühlschrank aufbewahren. Im Tiefkühler 6 Wochen.

*Diese Teigmenge war ausreichend für vier kleine Kuchen (+/- 20cm Durchmesser).


Aprikosen Tarte
Durchmesser 22cm

Zutaten
12 Aprikosen
2 EL Zucker
1 EL gemahlene Mandeln
Butter für die Form
Puderzucker zum bestäuben
Teig:
wie oben beschrieben
Guss:
100g Crème fraîche
1 Eigelb
30g Zucker

Zubereitung
Aprikosen entsteinen, vierteln, mit den Schnittflächen nach oben auf einen Teller legen und mit 1 EL Zucker bestreuen.
Ofen auf 180°C vorheizen.
Tarte-Form buttern.
Backpapier auf einer geraden Ablage auslegen, mit etwas Mehl bestreuen, ebenso das Wallholz.
Den Teig etwas größer als die Tarte-Form rund und dünn auswallen, ohne das er reißt.
Die Form mit dem Teig auslegen und mit einer Gabel einstechen, damit sich keine Blasen bilden. Ein auf die Tart-Form zugeschnittenes Stück Backpapier auf den Teig legen, mit Hülsenfrüchten beschweren, in den Ofen schieben und 10 Minuten backen.
Aus dem Ofen nehmen, die Hülsenfrüchte mit dem Backpapier herausheben (kann man wieder verwenden), den Teig-Boden mit je 1 EL Zucker und Mandeln bestreuen und die Aprikosen darauf verteilen. Die Aprikosen wiederum mit einem TL Zucker bestreuen und den Guss gleichmäßig darüber gießen. 30-35 Minuten bei 180° C backen.
Auskühlen lassen mit Puderzucker bestäuben und am besten sofort genießen.


Himbeer Tarte
Durchmesser 22 cm

Zutaten
250g Himbeeren
2EL Zucker
Butter für die Form
Puderzucker zum bestäuben
Teig:
wie oben beschrieben
Guss:
150g Crème fraîche
1 Eigelb
30g Zucker
1 Paket Vanillezucker

Zubereitung
Ofen auf 180°C vorheizen.
Tarte-Form buttern.
Backpapier auf einer geraden Ablage auslegen, mit etwas Mehl bestreuen, ebenso das Wallholz.
Den Teig etwas größer als die Tarte-Form rund und dünn auswallen, ohne das er reißt.
Die Form mit dem Teig auslegen und mit einer Gabel einstechen, damit sich keine Blasen bilden. Ein auf die Tarte-Form zugeschnittenes Stück Backpapier auf den Teig legen, mit Hülsenfrüchten beschweren, in den Ofen schieben und 10 Minuten backen.
Aus dem Ofen nehmen, die Hülsenfrüchte mit dem Backpapier herausheben (kann man wieder verwenden), den Teig-Boden mit 1 EL Zucker bestreuen und die Himbeeren darauf verteilen. Die Himbeeren wiederum mit einem TL Zucker bestreuen und den Guss gleichmäßig darüber gießen. 30-35 Minuten bei 180° C backen.
Auskühlen lassen mit Puderzucker bestäuben und am besten sofort genießen.


Zwetschgen Tarte (ohne Guss)
Durchmesser 18 cm (ich habe eine Springform verwendet)

Zutaten
6 große Zwetschgen
1 EL Zucker
1 EL Zucker mit 1/2 TL Zimt vermischt
10 g Butter
Butter für die Form
Puderzucker zum bestäuben
Teig:
wie oben beschrieben

Zubereitung
Zwetschgen entsteinen, vierteln, mit den Schnittflächen nach oben auf einen Teller legen und mit 1 EL Zucker bestreuen.
Ofen auf 180°C vorheizen.
Form buttern.
Backpapier auf einer geraden Ablage auslegen, mit etwas Mehl bestreuen, ebenso das Wallholz.
Den Teig etwas größer als die Form rund und dünn auswallen, ohne das er reißt.
Die Form mit dem Teig auslegen und mit einer Gabel einstechen, damit sich keine Blasen bilden. Ein auf die Form zugeschnittenes Stück Backpapier auf den Teig legen, mit Hülsenfrüchten beschweren, in den Ofen schieben und 10 Minuten backen.
Aus dem Ofen nehmen, die Hülsenfrüchte mit dem Backpapier herausheben (kann man wieder verwenden), den Teig-Boden mit dem Zimt-Zucker bestreuen und die Zwetschgen darauf verteilen Die Zwetschgen wiederum mit einem TL Zucker bestreuen, und die Butter als Flocken darüber verteilen. 30 Minuten bei 180° C backen.
Auskühlen lassen mit Puderzucker bestäuben und am besten sofort mit Schlagsahne genießen.

ALL IMAGES © TableTales
Bild 2, links Marie Antoinette


2 Kommentare:

  1. soll man den Guss wirklich "regelmäßig" alle paar Minuten im Ofen darüber gießen oder ist damit "gleichmäßig" gemeint? :D

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    1. Danke! Sehr aufmerksam, nur schade anonym – ist schon korrigiert : )
      Gutes Gelingen! Iris

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